Die Höherqualifizierung von Frauen und ihre hierdurch erheblich verbesserten Berufschancen zählen zu den zentralen Faktoren des sozialen Wandels in modernen Gesellschaften. In der aktuellen gesellschaftspolitischen wie auch in der sozialwissenschaftlichen Diskussion wird diese Entwicklung nicht nur als ein Auslöser für den Wandel in Familiengründungsprozessen, wie etwa dem Rückgang der Heirats- und Geburtenhäufigkeit gesehen, sondern auch als eine mögliche Quelle für eine sozialstrukturell selektive Familienbildung. Grob skizziert, wird hierbei - ausgehend von der familienökonomischen Theorie - angenommen, dass der aus einer Ehe zu ziehende Gewinn für Frauen bei steigendem Einkommen rückläufig ist und deshalb hochqualifizierte Frauen im Vergleich zu geringer qualifizierten Frauen einerseits eine reduzierte Heiratsneigung aufweisen, andererseits sofern sie heiraten, tendenziell eher auf Kinder verzichten und stattdessen einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Aus Untersuchungen zur sozial selektiven Assoziation ist wiederum bekannt, dass hochqualifizierte Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch hochqualifizierte Männer als Partner wählen, deshalb wäre in der Tendenz eine im Zeitverlauf zunehmende soziale Polarisierung zwischen familiären und nicht-familiären Haushalten zu erwarten. Typische Repräsentanten der ersten Gruppe wären hierbei geringqualifizierte Paare mit Kindern und häufig nur einem Erwerbstätigen, während die zweite Gruppe durch hochqualifizierte, doppelerwerbstätige und kinderlose Paare charakterisiert würde. In der Süddeutschen Zeitung wurde diese These kürzlich unter der Überschrift 'Mütter werden Mütter der Unterschicht sein' aufgegriffen und provokant zugespitzt die Vermutung geäußert, dass in Zukunft die 'Unterschicht' für die Reproduktion zuständig sein wird, während sich die Frauen der 'Oberschicht' auf ihren Beruf bzw. ihre Karriere konzentrieren.
Die Frage, ob es den oben angedeuteten Bildungseffekt gibt und seine mögliche Entwicklung im Zeitverlauf wird in den Sozialwissenschaften jedoch durchaus kontrovers diskutiert. Im Rahmen von diesem Forschungsprojekt wird diese Frage erneut aufgegriffen. Im Zentrum stehen hierbei u.a. das bildungsspezifische Heiratsverhalten von Frauen und Männern sowie die Erwerbsstruktur von Paaren und die jeweiligen Veränderungen über die Zeit.