Seit den 1970er Jahren werden die Primärdaten der Eurobarometer-Reihen auf Mikrodatenebene und die dazugehörige Dokumentation der wissenschaftlichen Gemeinschaft für Forschung und Ausbildung zur Verfügung gestellt. Kuratiert werden sie in der GESIS-Abteilung Survey Data Curation (ehemals Datenarchiv / Zentralarchiv für empirische Sozialforschung) und am Interuniversitären Konsortium für Politik- und Sozialforschung (ICPSR). Sie werden langfristig und weltweit für die Nachnutzung in der statistischen Analyse zur Verfügung gestellt.
Das Eurobarometer-Programm wurde von Jacques-René Rabier, Leiter der Direktion Presse und Information der Kommission und später Sonderberater der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, ins Leben gerufen und zunächst geleitet. Dabei zählte er auf die politische Unterstützung des Europäischen Parlaments (Wilhelmus Schuijt: Bericht über die Informationspolitik der Europäischen Gemeinschaften, 7. Februar 1972) und die enge Zusammenarbeit mit Ronald Inglehart. Der Politikwissenschaftler der University of Michigan entwickelte damals gerade seine Theorie des Wertewandels in modernen Gesellschaften, und seine Materialismus/Postmaterialismus-Items waren bis Mitte der neunziger Jahre integraler Bestandteil des Eurobarometers.
In den Jahren 1970, 1971 und 1973 wurden drei Pilotstudien unter dem Titel "Studien der Europäischen Gemeinschaften" durchgeführt. Die Fünf-Länder-Umfrage "Einstellungen zu Europa" kann bereits 1962 als Vorläufer angesehen werden. Die erste wirkliche Eurobarometer-Umfrage, die im Frühjahr 1974 durchgeführt wurde, ist leider nur von ein paar hektogrammierten Seiten mit Tabellen bekannt...
Lobenswerterweise beschloss die Kommission bald, die Eurobarometer-Primärdaten der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Sekundärnutzung zur Verfügung zu stellen und die Verantwortung für ihre langfristige Nutzung den sozialwissenschaftlichen Datenarchiven zu überlassen. In Europa wurden die Originaldaten zunächst vom belgischen Datenarchiv BASS archiviert, seit Anfang der neunziger Jahre vom Zentralarchiv, heute GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Die Datenverarbeitung und -dokumentation für die Zweitnutzung wurde in den ersten zwei Jahrzehnten von der ICPSR in Michigan übernommen, die 1992 in Zusammenarbeit mit dem Zentralarchiv entstand.
Von 1987 bis 1996 wurde das Eurobarometer-Programm unter der Leitung von Karlheinz Reif, seit 1993 gemeinsam mit Anna Melich, fortgesetzt und erweitert.
Anna Melich übernahm von 1997 bis 1999 die Leitung des Eurobarometers, damals noch im organisatorischen Rahmen der damaligen Generaldirektion X, Referat Meinungsumfragen und Forschung. In den Jahren 2000/2002 wurden Eurobarometer mit Unterbrechungen im Rahmen der Generaldirektion Bildung und Kultur, Bürgerzentrum - Meinungsanalyse unter der Leitung von Harald Hartung, und beginnend mit Eurobarometer 54 unter der Leitung der Generaldirektion Presse und Kommunikation, zunächst unter der Leitung von Thomas Christensen, durchgeführt. Seit 1999 wurden die Umfragen nacheinander von Rubén Mohedano-Brèthes (bis 2002) und Renaud Soufflot de Magny (bis 2006) organisiert und überwacht, wobei Antonis Papacostas von 2003 bis 2010 die Eurobarometer-Abteilung leitete.
Die Eurobarometer-Meinungsumfragen werden derzeit im Auftrag der Europäischen Kommission, Generaldirektion Kommunikation (COMM. A.3: Medienbeobachtung und Eurobarometer) mit Oana Hriscu als Leiterin des Referats und Roberto Santaniello als Leiter des Eurobarometer-Sektors. Die themenspezifischen Module werden von der jeweils zuständigen Generaldirektion EG angefordert.
Seit 2007 gibt das Europäische Parlament über das Referat Meinungsbeobachtung des Europäischen Parlaments in enger Zusammenarbeit mit dem Referat der GD COMM und im Rahmen desselben Erhebungsrahmens eine eigene Umfrage ("Parlemeter") in Auftrag.
EC DG COMM - Eurobarometer logo (withdrawn from regular use)
EC DG X - Eurobarometer logo 1993-1999
Jacques-René Rabier at the Eurobarometer 35th Anniversary conference, Paris 2008.
Interview (2002-02-08)